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NZZ FOLIO Juni 2001

Text: Peter Haffner Zeichnungen: Biagio Mastroianni

EIN FALL VON NÄCHSTENHASS

Seit zwanzig Jahren streiten sich im Zürcher Landstädtchen Eglisau engagierte Christen um die richtige Lehre und den rechten Pfarrer: Chronik eines Glaubenskrieges. 58

EIN FALL VON NÄCHSTENHASS

In kaum einer Schweizer Kirchgemeinde haben sich Christen so engagiert wie im zürcherischen Landstädtchen Eglisau. Allerdings nicht um der Liebe willen.

Es war hellichter Tag, als ihr der Teufel begegnete. Ihr Schrei hallte in der engen Gasse wider, so dass er weit im Städtchen zu hören war.

Der Teufel trug einen Bart, hiess Gustav Etter und war Pfarrer. Er fragte die Frau, wovor sie sich fürchte, aber sie liess sich nicht bestricken. Wenn er nicht der Leibhaftige selbst war, so war er gewiss von ihm gesandt worden, wie all die anderen, die Walter Gisin, ihren Pfarrer, von der Kanzel stürzen wollten. Der Streit um ihn hatte in jenem Frühjahr 1987 einen Höhenpunkt erreicht. Dass er noch Jahre dauern würde, konnte niemand wissen. Er wollte Juristen und Behörden beschäftigen, Familien zerreissen und Feindschaften stiften auf Leben und Tod.

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