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Für andere Einheimische wie etwa Maya Gantner war es die Offenbarung. Sie hatte 1968 nach Eglisau geheiratet, war aber ihrer ehe nicht froh geworden mit einem Mann, der Abend für Abend vor dem Fernseher sass und sie allein liess mit den zwei Söhnen, von denen der ältere, Daniel, eines Geburtsschadens wegen behindert war. Eines Nachts, als sie nicht mehr konnte, bat sie Gott um ein Zeichen, und als ihr Mann, der Baggerführer, tags darauf den Fernseher verschenkte, wusste sie, dass es ihn, Gott, wirklich gab. Maya Gantner ging hin, die Predigten zu hören und den Chor, dessen Lieder ihr and Herz griffen. Mit aller Macht, sagt sie, habe es sie nach vorne gezogen, sich zu Jesus zu bekennen und ein ?Gotteskind? zu werden. Sie war bekehrt, wenn auch ein bisschen enttäscht, dass es bei ihr nicht wie bei den anderen einen richtigen ?Knall? gegeben hatte.

Als uneheliches Kind war Maya Gantner im Heim aufgewachsen. Der Schreck, als der Sonntagsschullehrer sie beim kleinen Finger nahm und dann plötzlich ihre Hand packte, um zu zeigen, wie das ist mit dem Teufel und seiner List, ist ihr noch gegenwärtig.

Als Pfarrer Sierszyn Eglisau nach sechs Jahren verliess, um einen Lehrstuhl um einen Lehrstuhl an der Freien Theologischen Akademie (FETA) im baslerischen Riehen anzutreten, war die Kirchgemeinde gespalten – in ?Gerettete? und ?Verlorene?, wie seine Anhänger es sahen, in ?Fundamentalisten? und ?Liberale?, wie seine Gegner fanden. Doch erst um seine Nachfolger Walter Gisin sollte sie sich heillos zerstreiten.

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